DAS LEZEBUHbks/t/d

 

Johan Volfgang fon Gete

Di Lajden des jungen Vertersbks

Erstes Buh

Vas ih fon der Gešihte des armen Verter nur habe auffinden kenen, habe ih mit Flajs gezamelt und lege es ojh hir for, und vajs, das i:r mir’s danken verdet. Ir kent zajnem Gajst und zajnem Karakter ojre Bevunderung und Libe, zajnem Šiksale ojre Trenen niht ferzagen.

Und du gute Zele, di du eben den Drang filst vi er, šepfe Trost aus zajnem Lajden, und las das Bihlajn dajnen Frojnd zajn, ven du aus Gešik oder ajgener Šuld kajnen ne:eren finden kanst.

Am 4. (firten) Maj 1771 (zibce:n/hundert/ajn/und/zibcig)

Vi fro: bin ih, das ih veg bin! Bester Frojnd, vas ist das Herc des Menšen! Dih zu ferlasen, den ih so libe, fon dem ih uncertrenlih var, und fro: cu zajn! Ih vajs, du fercajst mir’s. Varen niht majne ibrigen Ferbindungen reht ausgezuht fom Šiksal, um ein Herc vi das majne cu engstigen? Di arme Leonore! Und doh var ih unšuldig. Kont’ ih dafir, das, ve:rend di ajgenzinigen Rajce i:rer Švester mir ajne angene:me Unterhaltung feršaften, das ajne Lajdenšaft in dem armen Hercen zih bildete? Und doh – bin ih ganc unšuldig? Hab’ ih niht i:re Empfindungen gene:rt? Hab’ ih mih niht an den ganc va:ren Ausdriken der Natur, di uns zo oft cu lahen mahten, zo venig leherlih zi varen, zelbst ergect? Hab’ ih niht – o vas ist der Menš das er iber zih klagen darf! Ih vil, liber Frojnd, ih feršprehe dir’s, ih vil mih besern, vil niht me:r ajn bishen Ibel, das uns das Šiksal forlegt, viderkojen, vi ih’s imer getan habe; ih vil das Gegenvertige genisen, und das Fergangene zol mir fergangen zajn. Gewis, du hast reht, Bester, di Šmercen veren minder unter den Menšen, ven zi niht – Got vajs, varum zi zo gemaht zind! – mit zo fil Emzigkajt der Ajnbildungskraft zih bešeftigten, di Erinerungen des fergangenen Ibels curickcurufen, e:er als ajne glajhgiltige Gegenwart zu ertragen.

 

Franz Kafka

 

DER PROZESt
ERSTES KAPITEL

Ferhaftung * Geşprēh   mit  Frau Grubah *

* Dan Froylayn Bürstner

Yēmand  muste Yozef Ka ferloymdet haben, den o:ne das ēr etvas Bözes getān hete, vurde er aynes Morgens ferhaftet. Di Köhin der Frau Grubah, zayner Zimerfermiterin, di i:m yeden Tag gegen aht U:r zayn Früştük brahte, kam dizmal niht. Das var noh nimals geşe:en. Ka vartete noh ayn Vaylhen, za:  fon zaynem Kopfkisen aus di alte  Frau, di gegenüber i:m  vo:nte und di i:n mit ayner an i:r ganz ungevönlihen Noygirde beobahtete, dan aber, glayhzaytig befremdet und hungrig, loytete er. Zofort klopfte es und ayn Man, den er in  dizer Vo:nung noh nimals geze:en hate, trat ayn. Er var şlank und doh fest gebaut, er trūg ayn anligendes švarzes Klayd, das, e:nlih den Rayzeancügen, mit ferşidenen Falten, Taşen, Şnalen, Knöpfen und aynem Gürtel ferze:en var und infolgedesen, o:ne das man zih darüber klar vurde, vozu es dinen zolte, bezonders praktiş erşin.

 

FÜR DEUTSCHSPRECHENDE/LESENDE:

KLANGPROBE OHNE ÜBERSETZUNG/BEDEUTUNG

BKS

Koliko  je ssretsche  u tschassima  owim

Kad sse mjessezdscha na  plāwoj  wissini

Kada sswuj  pjewa  negdje  u  daljini

i  rasgara ssrze  plamenima  nowim.

 

(Aleksa Schantitsch, TSCHEKANJEd)

 

TÜRKISCH

Gurbet o kadar adschı

Ki ne warssa itschimde,

Hepsi bana jabandschı,

Hepsi baschka bitschimde.

(Kemalettin Kaum, Gurbetd)

«ı« ohne Punkt = engl. «a» (a day); i=i

DAS LEZEBUHbks/t/d

 

Johan Volfgang fon Gete

Di Lajden des jungen Vertersbks

Erstes Buh

Vas ih fon der Gešihte des armen Verter nur habe auffinden kenen, habe ih mit Flajs gezamelt und lege es ojh hir for, und vajs, das i:r mir’s danken verdet. Ir kent zajnem Gajst und zajnem Karakter ojre Bevunderung und Libe, zajnem Šiksale ojre Trenen niht ferzagen.

Und du gute Zele, di du eben den Drang filst vi er, šepfe Trost aus zajnem Lajden, und las das Bihlajn dajnen Frojnd zajn, ven du aus Gešik oder ajgener Šuld kajnen ne:eren finden kanst.

Am 4. (firten) Maj 1771 (zibce:n/hundert/ajn/und/zibcig)

Vi fro: bin ih, das ih veg bin! Bester Frojnd, vas ist das Herc des Menšen! Dih zu ferlasen, den ih so libe, fon dem ih uncertrenlih var, und fro: cu zajn! Ih vajs, du fercajst mir’s. Varen niht majne ibrigen Ferbindungen reht ausgezuht fom Šiksal, um ein Herc vi das majne cu engstigen? Di arme Leonore! Und doh var ih unšuldig. Kont’ ih dafir, das, ve:rend di ajgenzinigen Rajce i:rer Švester mir ajne angene:me Unterhaltung feršaften, das ajne Lajdenšaft in dem armen Hercen zih bildete? Und doh – bin ih ganc unšuldig? Hab’ ih niht i:re Empfindungen gene:rt? Hab’ ih mih niht an den ganc va:ren Ausdriken der Natur, di uns zo oft cu lahen mahten, zo venig leherlih zi varen, zelbst ergect? Hab’ ih niht – o vas ist der Menš das er iber zih klagen darf! Ih vil, liber Frojnd, ih feršprehe dir’s, ih vil mih besern, vil niht me:r ajn bishen Ibel, das uns das Šiksal forlegt, viderkojen, vi ih’s imer getan habe; ih vil das Gegenvertige genisen, und das Fergangene zol mir fergangen zajn. Gewis, du hast reht, Bester, di Šmercen veren minder unter den Menšen, ven zi niht – Got vajs, varum zi zo gemaht zind! – mit zo fil Emzigkajt der Ajnbildungskraft zih bešeftigten, di Erinerungen des fergangenen Ibels curickcurufen, e:er als ajne glajhgiltige Gegenwart zu ertragen.

 

Franz Kafka

 

DER PROZESt
ERSTES KAPITEL

Ferhaftung * Geşprēh   mit  Frau Grubah *

* Dan Froylayn Bürstner

Yēmand  muste Yozef Ka ferloymdet haben, den o:ne das ēr etvas Bözes getān hete, vurde er aynes Morgens ferhaftet. Di Köhin der Frau Grubah, zayner Zimerfermiterin, di i:m yeden Tag gegen aht U:r zayn Früştük brahte, kam dizmal niht. Das var noh nimals geşe:en. Ka vartete noh ayn Vaylhen, za:  fon zaynem Kopfkisen aus di alte  Frau, di gegenüber i:m  vo:nte und di i:n mit ayner an i:r ganz ungevönlihen Noygirde beobahtete, dan aber, glayhzaytig befremdet und hungrig, loytete er. Zofort klopfte es und ayn Man, den er in  dizer Vo:nung noh nimals geze:en hate, trat ayn. Er var şlank und doh fest gebaut, er trūg ayn anligendes švarzes Klayd, das, e:nlih den Rayzeancügen, mit ferşidenen Falten, Taşen, Şnalen, Knöpfen und aynem Gürtel ferze:en var und infolgedesen, o:ne das man zih darüber klar vurde, vozu es dinen zolte, bezonders praktiş erşin.

 

FÜR DEUTSCHSPRECHENDE/LESENDE:

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BKS

Koliko  je ssretsche  u tschassima  owim

Kad sse mjessezdscha na  plāwoj  wissini

Kada sswuj  pjewa  negdje  u  daljini

i  rasgara ssrze  plamenima  nowim.

 

(Aleksa Schantitsch, TSCHEKANJEd)

 

TÜRKISCH

Gurbet o kadar adschı

Ki ne warssa itschimde,

Hepsi bana jabandschı,

Hepsi baschka bitschimde.

(Kemalettin Kaum, Gurbetd)

«ı« ohne Punkt = engl. «a» (a day); i=i